Die Chemieindustrie erlebt 2025 einen historischen Preisanstieg, der durch eine Neustrukturierung der Angebots- und Nachfragedynamik und eine Umverteilung der Wertschöpfung entlang der Lieferkette verursacht wird. Nachfolgend finden Sie eine Analyse der Treiber der Preissteigerungen, der Logik der Gewinndivergenz, der Möglichkeiten zur Branchenumstrukturierung und der Investitionsmöglichkeiten.
I. Tiefsitzende Ursachen für Preisanstiege
1. Revolutionäre Veränderungen bei den Rohstoffen
- Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei Rohöl: Produktionskürzungen der OPEC+ und begrenztes Wachstum bei Nicht-OPEC-Produzenten haben dazu geführt, dass der Preis für Brent-Rohöl über 100 USD/Barrel liegt.
- Explosive Nachfrage nach neuen Energiematerialien: Die Preise für Lithiumcarbonat (Industriequalität für LFP-Batterien) stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 120 %, während das Elektrolytlösungsmittel DMC die Marke von 10.000 ¥/Tonne durchbrach.
- Explizite Kohlenstoffkosten: Die CBAM-Kohlenstoffzölle der EU decken jetzt Grundchemikalien wie synthetisches Ammoniak und Methanol ab.
2. Strukturelle Angebotsknappheit
- Verlagerung europäischer Kapazitäten: BASF und andere Großkonzerne legten 30 % ihrer deutschen Kapazitäten für die Herstellung von synthetischem Ammoniak still und verlagerten die Produktion an die US-Golfküste.
- Chinas Angebotsreform 2.0: Anforderungen an die Umwelt- und Technikverbesserung in der Farbstoff- und Titandioxidindustrie beschleunigten den Ausstieg kleiner und mittlerer Hersteller.
- Geopolitische Engpässe in der Logistik: Die Krise am Roten Meer führte zu einem Anstieg der Transportkosten zwischen Asien und Europa um 300 %, wodurch sich die Preisspanne für transportempfindliche Produkte wie TDI vergrößerte.
3. Kostenweitergabe durch technologische Veränderungen
- Kommerzialisierung biobasierter Materialien: PLA ist um 40 % teurer als herkömmliches PE, und Apple und Tesla haben langfristige Verträge abgeschlossen.
- Lokalisierung von Halbleiterchemikalien: Die Preise für ultrareine Flusssäure in Elektronikqualität überstiegen 50.000 USD/Tonne und lagen damit 15 % über den japanischen/südkoreanischen Alternativen.
II. Gewinndivergenzkarte
Segment | ROE-Änderung (2024 vs. 2025) | Preisspannenerweiterung | Schlüsselfaktoren |
Neue Energiematerialien | +8,2 % → 21,5 % | 35-50% | Durchbrüche bei Festkörperbatterien |
Massenchemikalien | -3,5 % → 6,8 % | 10-15% | Kostennachteil einer kohlebasierten Route |
Spezialchemikalien | +5,1 % → 18,3 % | 25-40% | Nachfrage nach Leichtbauwerkstoffen für die Automobilindustrie |
Agrochemikalien | +2,3 % → 12,7 % | 18-22% | Einführung von GVO-Pflanzen + Dürre in Südamerika |
III. Wertmigration entlang der Lieferkette
1. Upstream-Ressourcenbesitzer (z. B. Phosphat- und Lithiumproduzenten) haben die größte Preismacht, wobei Unternehmen wie Yuntianhua in einem einzigen Quartal Bruttomargen von über 50 % erzielen.
2. Midstream-Segmente mit hohen Barrieren:
- Fluorpolymere: Die Verarbeitungsgebühren für PVDF-Separatormaterial erreichen 80.000 ¥/Tonne.
- Chemikalien mit ultrahoher Reinheit: Die Reinheitsanforderungen für Isopropanol in Halbleiterqualität stiegen von 99,99 % auf 99,9999 %.
3. Anbieter von nachgelagerter Kundenanpassung: Unternehmen wie Covestro führten „Pay-for-Performance“-Modelle ein und steigerten so die Kundenbindung um 30 %.
IV. Wichtige Durchbruchspunkte 2025
1. Technologie-Substitutionsfenster:
- Der Kostenvorteil des Ethan-Crackens verringert sich, und der ROI des PDH-Projekts fällt unter 5 %.
- Die Produktionskosten für biobasiertes BDO sinken im Vergleich zum Erdölweg um 25 %.
2. Regionale Neuausrichtung:
- Zentrum für Schwefelchemie im Nahen Osten: Das saudische Unternehmen SABIC baute eine kostengünstige Schwefelsäureanlage mit einer Kapazität von 2 Millionen Tonnen pro Jahr.
- Südostasiatische Lackzwischenprodukte: Nippon Paint Vietnam arbeitet mit einer Kapazitätsauslastung von 120 %.
3. ESG-Neubewertung:
- Ammoniakprojekte auf Basis von grünem Wasserstoff erhalten einen dreifachen Bewertungsaufschlag.
- EU-Verbote für PFAS-haltige Produkte führen zu einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von über 60 % für Alternativen.
V. Investitionsentscheidungsmatrix
Strategische Allokationsprioritäten:
- Hochbarrierematerialien: Aramid-Wabenkerne, Siliziumkarbid-Vorläufer.
- Prozessstörer: Plasmabasierte Adiponitrilsynthese, CO₂-zu-DMC-Umwandlung.
- Versteckte Champions: Fotolack-Stripper, Dichtungsmittel in Luft- und Raumfahrtqualität.
Risikowarnungen:
– Die USA erheben Zölle von 15 % auf chinesische biobasierte Materialien (gültig ab Q3 2025).
- Durchbrüche bei Natrium-Ionen-Batterien könnten die Nachfrage nach Lithiummaterial einbrechen lassen.
Die Branche erlebt derzeit die bedeutendste Umstrukturierung ihrer Wertschöpfungskette seit 2008. Unternehmen mit technologischer Differenzierung und vertikaler Integration sowie Nischenanbieter mit wenigen Produktionslizenzen stehen dabei im Fokus. Angesichts erhöhter Preisvolatilität werden Unternehmen mit einem Lagerumschlag von unter 30 Tagen eine höhere Gewinnstabilität aufweisen.

Veröffentlichungszeit: 30. Mai 2025